2014-09-30

3D-Druck: Beim Markteintritt geht es ums Detail

Für Gerätehersteller steht der 3D-Druck kurz vor dem Sprung in den Massenmarkt. Die Durchsetzung wird aber noch einige Jahre dauern: Ausgenommen im B2B-Bereich.

Wien. Am Amsterdamer Flughafen wird gerade ein lebensgroßer Plastikelefant ausgedruckt, das erste vollständig ausgedruckte Auto wurde unlängst vorgestellt und bald soll in New York ein Anwesen samt Inneneinrichtung und Swimmingpool ausgedruckt werden. Geht es nach der Vielzahl an Medienberichten, ist 3D-Druck-Technologie angekommen.


Wo die Technologie aktuell steht, zeige sich aber vielmehr in den Kleinigkeiten, sagt Dieter Schumacher, Key Account Manager bei UFP Deutschland, einem auf Druckerzubehör spezialisierten Distributor. Das Unternehmen vertreibt mit dem Cube 3 auch 3D-Drucker für Privatkunden. Das Besondere am Gerät: "Es ist eine Plug-and-Play-Lösung", so Schumacher. Der 3D-Drucker rückt damit von der Zielgruppe der Bastler in die Mitte der Gesellschaft. Damit dies auch wirklich klappt, wurden bei aktuellen Geräten, wie dem Cube oder dem Da Vinci des chinesischen Herstellers XYZ Printing, Patronen fürs Nachfüllen des Plastikgranulats eingeführt. Das erspare dem Kunden den lästigen Umgang mit den Kügelchen, sagt Schumacher. Zwischen 40 und 50 € sollen die Patronen kosten und für bis zu 15 ausgedruckte Figuren reichen.

Die Drucker könnten bald im Haushalt einziehen - sie haben Druckpatronen. Aufgrund der schädlichen Dämpfe sollte man aber nicht zu lange daneben stehen. Also bleibt es vorerst ein Gerät für die Werkstatt und nicht fürs Wohnzimmer. Bild: XYZPrinting.


Neue Software

Die Möglichkeiten des 3D-Drucks haben nun aber längst auch andere Unternehmen erkannt. So können Modelle mit Adobe Photoshop hergestellt werden. Der Chiphersteller Intel hat auf der IFA in Berlin eine neue Technologie präsentiert, die Webcams zu 3D-Scannern macht. Diese Entwicklung sei ein wichtiger Schritt, verrät ein Intel-Entwickler dem WirtschaftsBlatt. Denn setzt sich 3D erst durch, brauchen auch Endnutzer deutlich mehr Rechenkapazitäten. Für einen Hardwarehersteller könnte das für einen Umsatzschub sorgen.
Dass die Software eine nötige Voraussetzung ist, glaubt auch Schumacher. Um die Technologie populär zu machen, braucht es aber noch einfachere Programme, wie Apps für Tablet-PCs. Insgesamt ist das Marktpotenzial aber dennoch klein. Schumacher geht jährlich von bis zu 40.000 verkauften Geräten in der DACH-Region aus.
Laut dem US-Marktforschungsinstitut Gartner wird 3D-Druck für Private frühestens in fünf Jahren im Massenmarkt landen. Die Geräte seien immer noch zu teuer, heißt es im Gartner-Bericht. Anders sieht es im B2B-Bereich aus: Es gibt weltweit zwar nur 40 Hersteller-im Vergleich bieten rund 200 Start-ups Geräte im B2C-Bereich-sie haben sich in einigen Sparten aber längst einen Platz erkämpft. Unter anderem in der Medizintechnik: "Wir haben an einem Knochenersatzmaterial geforscht, das vom Körper aufgelöst werden kann",erzählt Johannes Patzer, CTO des österreichischen Start-ups Lithoz. Individuell gedruckt, könnte es bei Knochenbrüchen statt der bisher üblichen Schrauben eingesetzt werden und Folgeoperationen unnötig machen.

US-Markteintritt

Das Unternehmen-vor zwei Jahren als universitäres Spinoff gegründet-hat außerdem mit einer gedruckten Herzpumpe für Furore gesorgt. "Wir konnten Potenzial aufzeigen", sagt Patzer. Ein Markteintritt in der Medizintechnik sei aufgrund der teuren Zulassungsverfahren für das Start-up nicht machbar.

Das Kerngeschäft wirkt wenig innovativ. Lithoz liefert Keramikdrucker für Lampenfassungen. "Das ist ein unscheinbares Problem, aber da drückt wirklich der Schuh", sagt Patzer. Für das Unternehmen läuft es gut: Vor Kurzem ist mit dem Unternehmer Hans Langer ein neuer Investor eingestiegen. Gemeinsam bereite man nun den Einstieg in den USA vor.



Bibus Österreich-Chef Bernd Christian Tröster: "3D-Druck ist Lebensnerv"

Ihr Unternehmen beschäftigt sich seit 2004 mit 3D-Druck. Wo steht die Technologie in
Österreich?


Bernd Christian Tröster: Wir haben viele Unternehmen kommen und gehen gesehen. Im 3D-Druck-Bereich gibt es viele Glücksritter, eine Konsolidierung bei Herstellern von kostengünstigen Geräten steht bevor. Zuletzt gab es bereits einige Übernahmen im Feld. Bei Geräten für Private wurde ein Hype generiert, dieser ist nun aber bereits am Abflachen. Dass sich "Print at home" zum Beispiel bei Spielzeug durchsetzt, sehe ich nicht.

3D-Druck ist nur für Unternehmen interessant?

Lasersintering (bei diesem Verfahren wird Pulver schichtweise durch die Bestrahlung durch einen Laser in Form geschmolzen, Anm.) gibt kleinen Unternehmen die Chance, Kleinserienteile zu individualisieren. Bisher mussten viele Firmen bestimmte Standardteile verwenden. Nun können Bauteile bereits ab einem Stück hergestellt werden. Das ist eine große Chance. Wir sind stark dahinter, dieses Verfahren bei Unternehmen zu erklären und zu bewerben.

Wer ist die typische Zielgruppe für dieses Verfahren?

Es funktioniert auch bei kleineren Unternehmen. Früher wurden Bauteile durch Spritzgießen hergestellt. Da brauchte es Investitionen im fünfstelligen Bereich, allein für die Herstellung der Form. Beim Sintern kostet ein Teil zwar mehr, man spart sich aber die Form. Es sind außerdem komplexere Strukturen möglich und man kann Teile leichter modifizieren.

Wie wird die Technologie angenommen?

Heimische KMU sind so weit über die Möglichkeiten informiert, dass sie das Verfahren als interessante Technologie wahrnehmen. Viele glauben aber, es sei für sie nicht greifbar. Manche haben auch noch nicht das nötige Vertrauen, zum Beispiel beim Thema Festigkeit der Teile.

Sie müssen am Markt also noch Aufklärung betreiben. Wie wird sich die Branche entwickeln?

Das Thema boomt. Im 3D-Druck wird sich unser Umsatz heuer verdoppeln. Damit ist der Bereich zum unverzichtbaren Lebensnerv geworden. Wie viele Hypes noch kommen, lässt sich schwer abschätzen. Wir haben Maschinen verkauft, die Zahnersatz herstellen. In vielen Bereichen wird noch einiges auf uns zukommen.

Dieser Artikel erschien in der e-Business-Beilage des WirtschaftsBlatt

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