2014-12-10

Landmaschinenhersteller Pöttinger erntet Ideen aus der Crowd

Der Open Innovation-Ansatz nimmt auch in Österreich immer stärker an Fahrt auf. Nach ersten Pilotprojekten von Großunternehmen, suchen immer mehr die Hilfe von externen Entwicklern. Um die Stellung als Marktführer für Ladewagen auszubauen, hat nun auch der Landmaschinentechniker Pöttinger auf Innovationen aus der Maße zurückgegriffen.

Auf den ersten Blick scheint das Problem des oberösterreichischen Landmaschinenherstellers Pöttinger trivial: Dem Weltmarktführer bei Ladewagen ist es bislang nicht gelungen, eine Technik zu entwickeln, die es ermöglicht, Grashalme gleich lang abzuschneiden und mit möglichst gleichmäßiger Ausrichtung auf Ladewagen zu bringen.

Das hätte aber einige Auswirkungen: Das Gras braucht so nicht nur am Ladewagen weniger Platz, sondern kann auch besser gepresst werden. Für Kühe ergibt das wiederum besseres Futter. Und da sie weniger Luft mit dem Futter aufnehmen, geben die Tiere auch mehr Milch. Nicht zuletzt ist es „auch ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal für den Ladewagen“, sagt Pöttinger-Entwicklungsleiter Markus Baldinger.
Trotzdem ist das Unternehmen bei der Lösung nicht recht vorangekommen, obwohl Pöttinger rund fünf Prozent des Umsatzes von zuletzt rund 315 Millionen € in die 130 Mitarbeiter starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung fließen lässt.

Radikale Ansätze

So intensiv man auch Forschung betreibe, „radikale Ansätze sind nur von außen möglich“, sagt Baldinger. Denn wirklich langfristige Projekte würden oft an Ressourcen, aber auch an den inneren Schranken der Konstrukteure scheitern. Zu oft werde versucht, nur zu entwickeln, was auch umsetzbar ist. Um diese Schranken zu durchbrechen, hat Pöttinger gemeinsam mit der Innovationsberatung Hyve einen sogenannten Open-Innovation-Ansatz (siehe Nachgefragt) gewählt und einen Ideenwettbewerb durchgeführt.

Die Reaktionen waren enorm, sagt Baldinger: Über 13.000 Besucher, vorrangig aus Österreich, Indonesien und Deutschland, besuchten die Plattform. Rund 570 Personen haben sich angemeldet und 112 neue Ideen eingebracht. Die beste Idee wurde mit 4000 € prämiert und soll nun im Rahmen einer Masterarbeit entwickelt werden.

 

Kontakte aufbauen

Sollte das zu keinem Ergebnis führen, habe Pöttinger dennoch profitiert. Schließlich gebe es noch eine Reihe von mehr oder weniger umsetzbaren Ideen – so wurde zum Beispiel auch vorgeschlagen, das Gras doch zu klonen. Und bereits jetzt konnte man in puncto Personalmanagement profitieren. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden 70 Kontakte gesammelt, die an einem Job interessiert wären.

Ein gutes Beispiel war der Wettbewerb auch für Hyve, sagt Österreich-Chef Hans Sailer. Denn es sei gelungen, viele greifbare Ideen zu erhalten. Mit den dabei gesammelten Erfahrungen soll das Innovationskonzept nun noch stärker in Österreich beworben werden.





Nachgefragt: "Für Kleine eine irrsinnige Chance"

Über Open Innovation wird schon länger diskutiert. Sie haben den Ansatz beim Austrian Innovation Forum vorgestellt. Wo steht Österreich?

Katja Hutter: International hat es einige Vorreiter gegeben, wie zum Beispiel Procter & Gamble. Es wurden Pilotprojekte und Ideenwettbewerbe durchgeführt, wo versucht wurde, Unternehmen zu öffnen. Diese Prozesse mit traditionellen Innovationsprozessen zu verknüpfen stellt Unternehmen vor Herausforderungen. Da befinden wir uns jetzt. In Österreich haben wir einige Innovationsplattformen aufgebaut. Swarovski war hier ein Vorreiter. Seit 2004 hat das Unternehmen eine Innovationscommunity. Dabei ging es um eine interne Öffnung.


Ist das ein notwendiger erster Schritt?

Ja. Öffnungen sind oft mit Ängsten verbunden, was Copyright oder den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz angeht. In einem ersten Schritt können also nicht nur die Forschungsabteilungen, sondern auch andere Mitarbeiter integriert werden.

Worauf müssen Unternehmen besonders achten?

Die Teilnahmebedingungen müssen gut überlegt sein. Und der Ansatz sollte nicht nur als Marketingtool gesehen werden. Die Teilnehmer erwarten sich Feedback, was mit der Idee passiert. Keine Rückmeldung verärgert. Und es ist wichtig, dass das Projekt vom Top-Management unterstützt wird.


Für welche Unternehmen ist der Ansatz geeignet?

Große Unternehmen zeigen es vor, es ist für kleine aber eine irrsinnige Chance. Alle Firmen, die nicht die Ressourcen für ein eigenes Innovationsmanagement haben, können profitieren. Über alle Branchen hinweg.
 zuständig.

Der Artikel erschien im WirtschaftsBlatt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen