- Das Smart Home wird sich bald zum Milliardenmarkt entwickeln. In Deutschland werden bereits jetzt fast 700 Millionen € dafür ausgegeben.
- Es ist aber immer noch ein Nischenthema. Das Smart Home hat den Sprung in die breite Masse noch nicht geschafft.
- Ein Hindernis sind fehlende Standards, so die Brancheneinschätzung. Ein Wiener Start-up versucht mit eigener Lösung entgegenzu wirken.
Technisch ist vieles möglich. Zum Beispiel mit einem Home-Control-Paket des deutschen Herstellers Devolo: Mit vernetzten Steckdosen, kabellosen Schaltern, Bewegungsmeldern, Thermostaten oder Rauchmeldern ist man dem Smart Home ohne große Investitionen einen guten Schritt näher gerückt.
Unter dem Smart Home versteht man Haushalte, die sich dank Automatisierung und der Vernetzung im Internet nicht nur fernsteuern, sondern sich auch ganz leicht auf individuelle Bedürfnisse anpassen lassen. Die Heizung beginnt beispielsweise erst dann zu arbeiten, wenn der Bewohner sich der Wohnung nähert. Oder mit einem Knopfdruck lassen sich alle Geräte ausschalten und alle Fensterläden schließen, wenn man das Haus verlässt. Und ist man nicht zu Hause, so kann die Anwesenheit mittels Handyfernsteuerung simuliert werden. Die Realität sieht allerdings noch anders aus. Was sich zuerst recht simpel anhört, braucht im Selbsttest noch einiges an Konzept und Hartnäckigkeit. Zum Beispiel beim Licht: Soll in zentralen Bereichen das Licht angehen, wenn man nach Hause kommt, ist das mit einem Sensor an der Tür leicht steuerbar. Öffnet sich die Türe, geht das Licht an. Mit wenigen Klicks ist das in der Verwaltungssoftware am Desktop programmierbar.
Die Regel allein ist aber alles andere als intelligent. Denn wenn nicht gleichzeitig erfasst wird, ob man die Wohnung betritt oder verlässt, hat die Lichtsteuerung keinen Sinn. Und so eine Regel zu ändern, kann dann kompliziert ausfallen. Im schlimmsten Fall muss man sich erneut über die Desktopversion einloggen.
Ein Thema für Nerds
Einige Dinge sind bereits sehr leicht über das Internet steuerbar und laufend kommen auch neue Geräte hinzu wie Feuchtigkeitssensoren oder eigene Glühbirnen-Devolo als einer der großen Hersteller im Segment arbeitet seit Kurzem auch mit Philips Hue zusammen. Will man aber den gesamten Haushalt einbinden, ist es immer noch ein Thema für Enthusiasten. Denn plötzlich bekommt man es mit unterschiedlichen Übertragungsstandards und Herstellern, die alle an eigenen Steuerungsprogrammen arbeiten, zu tun. "Der Markt ist noch ein zartes Pflänzchen und relativ am Anfang", sagt Christoph Dubsky, Sales-Direktor bei Devolo Österreich, auf Anfrage des WirtschaftsBlatts. Schnell habe man zwar einen gewissen Absatz erreicht, da die sogenannten Early Adopter-also die ersten Anwender-längst auf ähnliche Lösungen gewartet haben. Aber der Sprung in den Massenmarkt wurde immer noch nicht erreicht. International zeichnet sich aber längst ein massiver Trend ab. So beträgt allein in Deutschland das Marktvolumen für Smart-Home-Lösungen laut Angaben der Statisitkdatenbank Statista heuer rund 697 Millionen €.Der Großteil entfällt dabei auf die Bereiche Home Automation, Unterhaltungselektronik und Energiemanagement. In Europa war der Markt bereits 2015 etwa drei Milliarden € schwer.
Und bereits jetzt zeichnet sich ein enormes Wachstum ab: Europaweit werden kommendes Jahr über 4,1 Milliarden € in das intelligente Haus investiert, und in Deutschland soll sich der Markt bis 2020 auf etwa 2,4 Milliarden € mehr als verdreifachen.
Eigene App entwickelt
Auf dieses Wachstumspotenzial setzt auch Lukas Staudinger. Mit seinem Wiener Unternehmen Button hat er sich ganz dem Thema verschrieben. Die Branchenmeinung, dass fehlende Standards das Wachstum bremsen, teilt er aber nicht. Denn dank Kleincomputer und eigener Software steuert Staudinger da selbst dagegen. "Wir haben eine App entwickelt, die alle Sprachen spricht",so Staudinger.
Der ältere KNX-Standard kann dabei genauso eingebunden werden wie Funklösungen oder drahtgebundene Standards, die zum Beispiel über das Stromnetz Impulse versendet. Trotz anfänglicher Berührungsängste der Kunden mache sich die eigene Software für das 2012 gegründete Button bereits bezahlt. "Wir merken das Interesse an der eigenen Auslastung", sagt Staudinger. Heuer rechnet er mit Umsätzen in Höhe von 600.000 €,nächstes Jahr soll die Million € geknackt werden.
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