Microsoft
Designer Ralf Groene spricht im WirtschaftsBlatt-Interview über die
Bedeutung der Consumer-Sparte und über die Neupositionierung des
Softwaregiganten.
Microsoft hat vor wenigen Jahren mit dem Tablet-PC Surface
und dem Betriebssystem Windows 8 einen großen Schritt in Richtung
mobiler Endgeräte gemacht. Bei den Nutzern kam das bis heute nicht gut
an. Warum?
Ist das für einen Designer nicht frustrierend?
Ja, auf jeden Fall. Bei der Hardware, dem Surface, war das Feedback aber besser als bei der Software. Das liegt daran, dass die Idee eines Tablets greifbarer war. Auch weil es davor bereits Tablets gab. Menschen fühlen sich mit vertrautem wohl. Irgendwann muss es aber weiter gehen.
Gerade in der IT hat sich bei den Metaphern wenig verändert: Man spricht vom Desktop, der aber mit heutigen Arbeitsplätzen nicht viel zu tun hat. Bahnt sich hier eine Veränderung an?
Es gibt ein gutes Beispiel von Henry Ford. Er sagte: ‚Hätte ich die Menschen gefragt, dann hätten sie nur schneller Kutschen gewollt‘. Es muss den Schritt nach vorne geben. Symbole am Interface ähneln oft realen Gegenständen, man nennt das in der Gestaltung Skeuomorphism. Der Papierkorb am Computer wirkt dreidimensional, das Bücherregal erscheint in Holzoptik. Das ist sinnvoll, weil des den Nutzern erleichtert sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Die Anwender verändern sich aber, jeder nutzt diese Geräte. Es ist also an der Zeit, das auch die visuellen Metaphern einen Schritt weiterentwickelt werden, in Richtung ‚going digital‘.

Bei Microsoft gibt es einen Konflikt zwischen Consumer- und Business-Bereich: Obwohl beide Sparten profitabel sind, wird das Endkundengeschäft oft übersehen. Kam das eigene Tablet, das Surface, zu spät auf den Markt?
Es gibt immer Firmen, die etwas als zuerst machen. Die Zweiten müssen aber nicht immer hinten bleiben. Nutzer haben den Anspruch, das Gerät, das sie zuhause nutzen auch in ihrem Arbeitsalltag verwenden zu wollen. Man fragt den IT-Verantwortlichen nicht, welches Gerät man am besten nutzen soll, sondern verlangt, dass das eigene Device einsetzbar ist. Das ist auch sinnvoll. Insofern sehen wir hier einen großen Umbruch.
Ein Unternehmen von der Größe wie Microsoft umzuwandeln, das nicht nur Consumerprodukte, sondern auch Software erstellt, benötigt Zeit. Jetzt gibt es Windows am iPad. Hier sieht man bereits die neue Strategie. Das Surface spielt dabei eine wichtige Rolle.
Ist es strategisch keine Verzettelung mit dem
Surface stärker als Hardware-Hersteller aufzutreten?
Für einen Softwaregiganten ist es wesentlich einfacher Hardware herzustellen, als umgekehrt. In der Branche gibt es dafür viele Beispiele. Aber die Tiefe, mit der wir an das Thema gegangen sind, ist schon einzigartig. Es gibt wenige Firmen, die sich schnell eine Fabrik für Magnesium Spritzguss aufbauen können, oder die sagen können: ‚Wir entwickeln jetzt einfach so ein neues Material‘. Das ist aber der große Unterschied. Es geht nämlich nicht um Styling, sondern um Design. Das ist das erste, das man an Designschulen lernt und es macht sich am Ende des Tages auch bemerkbar.
Das heißt, Microsoft wird auch weiterhin Materialien selbst entwickeln?
Genauso wie man sich als Softwarehersteller nicht nur auf schicke Oberflächen konzentriert, sondern auch den Code dahinter schreibt. Genauso machen wir das bei der Hardware.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Surface für Microsoft? Kann man Veränderungen an den Budgets festmachen?
Unser CEO Satja Nadella hat einmal gesagt, das die wichtigsten Projekte oft die kleinsten Budgets haben. Anhand der Budgets lässt sich also die Bedeutung nicht sagen. Für Microsoft ist das Surface ein Schlüsselprojekt, da wir hier die Möglichkeit haben Soft- und Hardware zusammenzustellen. Tablets sind heute hochkomplexe Geräte, deren Hardware einen direkten Einfluss auf das Softwareerlebnis haben. Das Surface wird also gar nicht als Hardware konzipiert, sondern als Software-Erlebnis.
Was sind die nächsten Entwicklungen bei Microsoft?
Ich kann mir vorstellen, dass das Surface nicht das einzige Gerät ist, das ich nutzen möchte. Vielleicht nutze ich ganz andere Geräte, vielleicht ist auch das Auto der erste smarte Raum, in dem ich mich aufhalte. Künftig werden sich Daten so fließend in den Alltag einfügen, wie Personen. Daher ist es wichtig als Designer das gesamte Konzept zu verstehen. Design wird somit auch beim Thema Wearables sehr wichtig, denn es ist ein gutes Medium Verbindungen zu knüpfen. Design muss deshalb am Anfang der Visionskreation stehen.
Wo geht es konkret hin?
Ich bin jetzt, obwohl das Surface auf dem Markt ist, nicht arbeitslos. Das deutet daraufhin, dass wir neue Themen entwickeln. Das Surface steht noch am Anfang.
Erschienen in WirtschaftsBlatt
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