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Bild: Foltin WirtschaftsBlatt |
Der Netzausbau ist beschlossene Sache. Infrastruktur allein ist für Standort und Mobilfunker aber zu wenig. Es braucht einen Plan und neue Geschäftsmodelle.
WIEN. Monatelang hieß es für die IT-und Telekombranche bangen: Aufgrund der eingefrorenen Mittel für den Breitbandausbau stand nicht nur die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internetzugang, sondern auch der heimische Standort auf dem Spiel.
Nun wurden die Mittel von Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) freigegeben; aus der Gefahrenzone sei Österreich damit aber noch nicht, sagt Gerald Haidl, CEO des Telekomberaters Newcon.
Für den ehemaligen Telering-Manager sind vor allem zwei Punkte unverständlich: Der neueste Mobilfunkstandard LTE wird erst 2016 zur Verfügung stehen, der flächendeckende Breitbandzugang erst 2020. "Das ist ein Albtraum. Was machen wir bis dahin?",so Haidl.
Außerdem fehle auch beim aktuellen Ausbau der Masterplan. Infrastruktur ist nur die Minimalanforderung; es braucht auch ein erarbeitetes Konzept, was mit den ausgebauten Netzen passieren solle. Haidl sieht hier den Bund in der Pflicht.
Aber auch Mobilfunker und Unternehmen seien nun gefragt, sie sollten neue Geschäftsmodelle erarbeiten. Erst dann bringe der von den Unternehmen kofinanzierte Ausbau nicht nur Kosten, sondern auch neue Einnahmen, sagt Haidl und liefert ein Beispiel: Ähnlich den Clearinghäusern, die für die Telekomunternehmen die Roaming-Abrechnungen übernommen und bis zu 30 Prozent der Marge einbehalten haben, gebe es nun die Chance, Abrechnungen für Energieversorger zu erledigen. Das sogenannte Internet der Dinge und die Vernetzung von Maschinen (M2M) machen das möglich.
Neue Modelle braucht auch die Industrie, um konkurrenzfähig zu bleiben. So können im Internet der Dinge zum Beispiel Daten von Maschinen erfasst und gesammelt werden. "Die Industrie kann ihre führende Rolle nur mit einer IKT-Strategie erhalten", so Haidl. Aber auch hier fehlt noch der Plan.
Wachstumsmotor
Das Potenzial haben die Telekomunternehmen bereits entdeckt. "M2M ist weltweit ein Wachstumsmotor für die Mobilfunkindustrie, so auch in Österreich", sagt Maria Zesch, Bereichsleiterin im Business-Segment bei T-Mobile Austria. Das Unternehmen habe bereits einige Kunden gewinnen können, zum Beispiel rüstet die deutsche Telekom Autos des Carsharing-Anbieters Car2Go mit SIM-Karten aus.
Auch im Bereich Automatisierung gebe es bereits einige Projekte in der Entwicklungsphase. Einzelheiten und Umsatzzahlen der Sparte werden aber nicht bekannt gegeben. Einzig: Das Wachstum habe zuletzt rund 25 Prozent im Jahr betragen.
Erste Projekte betreiben auch die Konkurrenz Drei und die Telekom Austria (TA). So hat die TA mit Wüster Strom ein Smart-Metering-Projekt durchgeführt. Die M2M-Sparte wirft bislang aber noch nichts ab: Laut Firmenkompass hat die TA-Tochter ein Minus von 3,8 Millionen € eingefahren.
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