2014-08-14

Warum das klassische Fernsehen stirbt.


Das klassische Fernsehen hat ausgedient. Natürlich kann man immer über das Programm streiten: Kaum ein großer Sender wird es allen recht machen. Und das hat jetzt ausnahmsweise nichts mit bürgerlich-elitären Vorurteilen à la „Wir informieren/amüsieren/konsumieren uns zu Tode“ zu tun: Das Fernsehen macht uns nicht dumm, wie manch einer glaubt. Es kann uns sogar schlauer machen. 


Mit der heutigen Mediennutzung hat das klassische Fernsehen aber nichts mehr zu tun, wie sich diese Woche erneut gezeigt hat.
Beim Gedenken an Robin Williams hat der ORF klar versagt (anderegroße Sender haben hier kaum besser abgeschnitten).  



Heute ist es soweit: Nun startet das „In Memoriam Robin Williams“. Um 21:55 startet „Old Dogs – Daddy oder Deal“ aus 2009 (der Film warvier Mal für die goldene Himbeere nominiert), morgen dann dafür mitten ins Feiertagsessen bereits um 12:40 „Hook“ und am Sonntag um 22:00 „Good Morning Vietnam“ – alle drei Filme deutlich am Hauptabend vorbei und damit wohl auch fernab von einem breiten Publikum. Das ist halbherzig.
Technisch müsste das ja nicht so sein. Wenn man will kann man Sendeprogramme durchaus ändern. Einzig, es scheint, es fehlt der Wille. Manche Zuseher hätte es schon interessiert: „Wir hatten knapp 600 Aufrufe von Robin Williams Filmen in 2 Tagen. Das ist wirklich ein sehr hoher Wert, vor allem unter Anbetracht, dass es sich dabei nicht um neu eingestellte Filme handelt,“ heißt es beim Internet- und Kabelprovider UPC. Spitzenreiter waren dabei "Mrs. Doubtfire", "Der Club der toten Dichter" sowie "Good Morning Vietnam". Bei A1 sieht man es ähnlich: Die Nachfrage nach Filmen mit Williams hat deutlich zugenommen. Es ist ja auch wirklich aufgelegt.

Beim ORF fallen 600 Kunden auf UPC noch nicht ins Gewicht. Am Dienstagabend, also nachdem der Tod wirklich durch die Medien gegangen ist, schauten 511.000 Menschen zur besten Sendezeit ORF1. Es zeichnet sich aber bereits jetzt ein massiver Wandel ab. Fernsehsereien liegen eigentlich schwer im Trend, aber über Streaming-Plattformen oder halb-legal übers Web. (Das Thema TV-Konsum über Festplattenrecorder ist da noch mit keinem Wort erwähnt, gräbt aber auf einer anderen Front die Werbeumsätze der Sender ab).
Dabei sind die großen Anbieter wie Netflix hierzulande noch gar nicht am Markt. Es mag Kollegen und Kolleginnen geben, die der Meinung sind: Fernsehen komme bei den Zusehern gut an, immer. Auf manche Inhalte (Serien und Information) bezogen, mag das stärker zutreffen, als früher. Aber es wird stärker ausgewählt und die Quellen haben sich bereits jetzt massiv geändert. Wenn das erst von einem größeren Teil der Bevölkerung gelernt ist, ist es für die großen schwerfälligen Sender (dazu gab es dieses Jahr einen spannenden Artikel im deutschen Magazin Brand eins) vermutlich zu spät, um das Ruder herumzureißen. Die Musiklabels grüßen. 


 

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