Das klassische Fernsehen hat ausgedient. Natürlich kann man immer über das Programm streiten: Kaum ein großer Sender wird es allen recht machen. Und das hat jetzt ausnahmsweise nichts mit bürgerlich-elitären Vorurteilen à la „Wir informieren/amüsieren/konsumieren uns zu Tode“ zu tun: Das Fernsehen macht uns nicht dumm, wie manch einer glaubt. Es kann uns sogar schlauer machen.
Mit der heutigen Mediennutzung hat das klassische Fernsehen aber nichts mehr zu tun, wie sich diese Woche erneut gezeigt hat.
Beim Gedenken an Robin Williams hat der ORF klar versagt (anderegroße Sender haben hier kaum besser abgeschnitten).
Heute ist es soweit: Nun startet das „In Memoriam Robin
Williams“. Um 21:55 startet „Old Dogs – Daddy oder Deal“ aus 2009 (der Film warvier Mal für die goldene Himbeere nominiert), morgen dann dafür mitten ins
Feiertagsessen bereits um 12:40 „Hook“ und am Sonntag um 22:00 „Good Morning
Vietnam“ – alle drei Filme deutlich am Hauptabend vorbei und damit wohl auch fernab von einem breiten Publikum. Das ist halbherzig.
Technisch müsste das ja nicht so sein. Wenn man will kann
man Sendeprogramme durchaus ändern. Einzig, es scheint, es fehlt der Wille. Manche
Zuseher hätte es schon interessiert: „Wir hatten knapp 600 Aufrufe von Robin Williams Filmen in 2 Tagen. Das ist
wirklich ein sehr hoher Wert, vor allem unter Anbetracht, dass es sich dabei
nicht um neu eingestellte Filme handelt,“ heißt es beim Internet- und
Kabelprovider UPC. Spitzenreiter waren dabei "Mrs. Doubtfire", "Der Club der toten
Dichter" sowie "Good Morning Vietnam". Bei A1 sieht man es ähnlich: Die Nachfrage
nach Filmen mit Williams hat deutlich zugenommen. Es ist ja auch wirklich
aufgelegt.
Beim ORF
fallen 600 Kunden auf UPC noch nicht ins Gewicht. Am Dienstagabend, also
nachdem der Tod wirklich durch die Medien gegangen ist, schauten 511.000 Menschen
zur besten Sendezeit ORF1. Es zeichnet sich aber bereits jetzt ein massiver Wandel ab. Fernsehsereien liegen eigentlich schwer im Trend, aber über Streaming-Plattformen oder halb-legal übers Web. (Das
Thema TV-Konsum über Festplattenrecorder ist da noch mit keinem Wort erwähnt,
gräbt aber auf einer anderen Front die Werbeumsätze der Sender ab).
Dabei
sind die großen Anbieter wie Netflix hierzulande noch gar nicht am Markt. Es mag Kollegen
und Kolleginnen geben, die der Meinung sind: Fernsehen komme bei den Zusehern
gut an, immer. Auf manche Inhalte (Serien und Information) bezogen, mag das stärker zutreffen, als früher. Aber es wird stärker
ausgewählt und die Quellen haben sich bereits jetzt massiv geändert. Wenn das erst von einem größeren Teil der Bevölkerung gelernt
ist, ist es für die großen schwerfälligen Sender (dazu gab es dieses Jahr einen spannenden Artikel im deutschen Magazin Brand eins) vermutlich zu spät, um das
Ruder herumzureißen. Die Musiklabels grüßen.
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