2014-12-01

Smart City: Die Umsetzung hängt vom Bewohner ab

Der Weg zur Smart City ist steinig. Energie und Mobilität sind Schlüsselthemen. Soll es aber gelingen, auch die Lebensqualität zu steigern, braucht es involvierte Bürger.

Wien. Nach einem Jahr Strategiearbeit ist die Vision klar: Bis 2050 wird und muss sich Wien in eine sogenannte Smart City verwandelt haben. Laut Rahmenplan der Stadt bedeutet das, dass Wachstum trotz sinkendem Energieverbrauch möglich ist.
Der Schlüssel liegt unter anderem in der Vernetzung und an neuen Formen der Mobilität. So soll sich der Anteil des motorisierten Individualverkehrs auf 15 Prozent - zuletzt stand man bei 27 Prozent - reduzieren, der Energieverbrauch pro Kopf um 40 Prozent sinken. Wien soll sich unter den Top-Fünf-Forschungsmetropolen europaweit positionieren und dabei weiterhin eine der zehn kaufkräftigsten Regionen Europas bleiben. Keine leichte Aufgabe, schließlich werden mit einer wachsenden Bevölkerung auch die Probleme immer größer.
 

Henne-Ei-Problem 

 Auf dem Weg in die smarte Stadt müsse man sich aber zuerst eine wesentliche Frage stellen, sagt Roman Ganhör. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter erforscht er am Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien die Wechselwirkungen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. "Wird die Stadt schlau, weil die Bewohner es sind, oder werden die Bürger smart, weil die Stadt es ist?",fragt Ganhör. Was zuerst da ist, lasse sich nicht immer so leicht sagen.

Technik ist zu wenig 


Klar sei allerdings: Gehe es in der Stadt der Zukunft auch um Lebensqualität, sei ein smarter, informierter und aktiver Bürger eine Grundvoraussetzung, so Ganhör. Neue Geräte und Sensoren sind dabei eine Methode, Bürger mit Informationen zu versorgen. So wurde beispielsweise bereits im Vorjahr auf der US-amerikanischen Finanzierungsplattform Kickstarter ein Smart Citizen Kit erfolgreich finanziert. Mit dem Kleincomputer lassen sich Umweltdaten wie Lichtverhältnisse, Temperatur oder CO2-Belastung leicht aufzeichnen und über eine Schnittstelle in eine App einpflegen. Über 500 Personen haben das Projekt mit insgesamt 68.000 US-$unterstützt.

"Ich bin aber skeptisch, dass die Bildung von smarten Bürgern mit Technik allein funktioniert", sagt Ganhör. Denn zuerst müsse es vor allem darum gehen, die Beteiligung der Bevölkerung zu heben, sagt der Wissenschaftler und verweist auf Beispiele aus dem Wohnbau. Immer mehr Bauträger stellen mittlerweile Plätze für die Allgemeinheit zur Verfügung, und obwohl gerade dies den unmittelbaren Lebensbereich betrifft, engagieren sich oft nur an die fünf Prozent der Bewohner für gemeinsame Projekte. Da sei noch viel zu tun. (In diese Kerbe schlägt übrigens auch das Start-up FragNebenan: Nachbarn mittels Online-Plattform vernetzen um Freiräume zu nutzen) Denn wenn nicht einmal in diesem Rahmen Engagement aufgebracht werde, fehle es auch in der smarten Stadt.

Smarte Politik 

Zuerst gelte es somit, die Involviertheit zu steigern, erst danach lasse sich Informationstechnologie als Hebel einsetzen, die den künftigen Bürgern auch die nötigen Informationen zukommen lässt, sagt Ganhör. Spätestens dann seien aber alle Entscheidungsträger der smarten Stadt gefragt. Schließlich brauche es auch eine smarte Politik, die Daten nicht verheimlicht, sondern so zur Verfügung stellt, dass sie leicht genutzt werden können. Davon sei man aber auch in Wien noch etwas entfernt. Und das, obwohl es bereits 150 Anwendungen gibt, die auf frei zugänglichen Verwaltungsdaten basieren.

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