WIEN. Das Aufholpotenzial ist beträchtlich: Zeichnet sich in der IT-Industrie bereits ein bedeutender Wechsel ab, sind viele österreichische Unternehmen immer noch mit der Etablierung von Cloud-Computing-Ansätzen beschäftigt. Nur zwölf Prozent nutzen nach Angaben des statistischen Amts Eurostat die IT-Ressourcen von Dritten via Internet. Österreich liegt damit unter dem EU-Schnitt von 19 Prozent und weit hinter den Vorreitern wie Finnland. Hier setzen bereits 51 Prozent der Unternehmen auf Cloud-Computing.Dabei steht ein neues IT-Konzept bereits in den Startlöchern.
"Die Datenfülle wächst exponentiell",sagt Cisco-Österreich-Chef Achim Kaspar im Gespräch mit dem WirtschaftsBlatt: "Bald wird es nicht mehr möglich sein, dass man alle Daten ins Rechenzentrum liefert, bearbeitet und dann wieder ausschickt." Die Übertragungsraten können mit dem steigenden Datenvolumen bald nicht mehr mithalten. Denn in den nächsten fünf Jahren wird es nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Gartner allein 250 Millionen Autos mit Internetanschluss und 25 Milliarden vernetzte Gegenstände geben. Die Datenmenge, die die Sensoren der Geräte erzeugen, wird enorm sein.
Neues IT-Konzept
Um in diesem Umfeld noch handlungsfähig zu bleiben, müsse man die IT neu aufstellen, sagt Kaspar und spricht von einem Übergang vom Cloudzum Fog-Computing-vom englischen Wort für Nebel. "Daten eins zu eins zu spiegeln wird nicht mehr möglich sein. Daten die lokal gebraucht werden, müssen auch lokal prozessiert werden", sagt Kaspar. Das sei ein künftiges Kernthema.Registrieren Überwachungskameras beispielsweise ein verstärktes Verkehrsaufkommen, können Ampelanlagen eingreifen, ohne zuvor Daten an die Verkehrsleitzentrale zu senden. Das Problem kann so beinahe in Echtzeit gelöst werden. Somit ist diese Umstellung auch eine der Grundvoraussetzungen für vernetzte Autos. Denn müsste jedes Auto zentral gesteuert werden, wären Unfälle programmiert.
Gemeinsame Standards
Die Umstellung auf den Fog-Ansatz sei ein großer Schritt, sagt Kaspar. Denn schon bei unterschiedlichen Arten des Cloud-Computing gibt es mittlerweile eine Reihe von Ansätzen, die untereinander nur schwer kommunizieren können. Noch stärker gilt es, gemeinsame Standards zu etablieren.Das Thema ist allerdings für Cisco auch wirtschaftlich relevant. Denn gewinnen lokale Geräte wieder an Bedeutung, können vor allem die Hersteller dieser Netzwerkkomponenten profitieren. Bei Cisco ist das nach wie vor die stärkste Sparte, vor dem Geschäft im Datencenter und mit Videokonferenzsystemen, Software und Services.
Musste der US-Konzern im vergangenen Jahr weltweit noch Umsatzrückgänge verbuchen, ging es mit Ende des ersten Quartals des aktuellen Geschäftsjahres wieder um 1,3 Prozent auf 9,8 Milliarden € Umsatz bergauf. Über das Österreich-Geschäft darf Kaspar keine Auskünfte geben. Nach Angaben des Firmen Compass ist der Umsatz aber auch hier deutlich gestiegen: Auf rund 22 Millionen € im Jahr 2013. Davor waren es noch rund 19 Millionen €.
Der Artikel erschien im WirtschaftsBlatt.
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