2015-01-08

Uber auf Crashkurs



Skandal bei Uber. One-Night-Stands werden analysiert. c: Uber

Nach Streitereien mit der Konkurrenz und Kritikern greift das Unternehmen nun auch die Nutzer an

Alle Achtung. Bei einigen Unternehmen kam es bereits zum PR-Ausnahmezustand. Kundendaten fließen ab oder werden verkauft. Interne Mails kommen an die Öffentlichkeit. Oder katastrophale Arbeitsbedingungen werden aufgedeckt, die großen Konzernen ganz schön zusetzen können. Ganz selten jedoch gibt es auch die besonderen Unternehmen, die in ihrem Geschäftsalltag kein Fettnäpfchen auslassen, die keine Chance vergehen lassen, mit Negativ-Schlagzeilen aufzufallen. Richtig: Die Rede ist wieder einmal vom Fahrdienstvermittler Uber. 

Es gibt scheinbar keinen Skandal, den das kalifornische Unternehmen einmal auslassen würde. Dass sich das Unternehmen mit Taxifahrern weltweit und vor allem mit den Taxizentralen anlegt, gehört natürlich zum Geschäftsmodell. Disruptiv nennt man das, wenn ein Technologieunternehmen die Strukturen ganzer Branchen komplett auf den Kopf stellt. Also dieser Skandal, mit Gerichtsstreitigkeiten zur Zulassung weltweit, ist programmiert. Zu viele bestehende Arbeitsplätze scheinen in Gefahr. Und da auch Uber an manch grotesken Arbeitsbedingungen der Branche nichts verbessert, liegt auch der zweite Skandal auf der Hand. Den Fahrern bei Uber geht es nämlich bei weitem nicht so gut, wie die Konzernführung einem gerne glauben machen möchte.

Wenig Lohn

Uber vermittelt ja nur den Gast zu einem Dienstleister. Dass die Fahrer natürlich nicht selbst die Tarife bestimmen können, ist ja üblich für die Branche. Wenn nun Uber in den Markt drängt, sind die Preise niedrig. Die Gewinnspannen für die Fahrer marginal. Die Popularität der Anwendung verschlimmert dabei das Problem. Denn vom lukrativen Nebenjob verwandelt sich Uber plötzlich in einen schlecht bezahlten Hauptjob. Diese Probleme sind alle bekannt – US-amerikanische Medien haben längst ausführlich berichtet.

Auch der PR-Skandal eines hochrangigen Managers hat das Unternehmen längst hinter sich. Emil Michael ließ sich dazu hinreißen eine Idee bei einem Essen mit der US-Medienprominenz auszuführen: Wie wäre es, Journalisten könnten sich doch mal die Kritiker des Dienstes näher ansehen. Dieser Vorschlag kam nicht gut an. So ein totalitäres Medienverständnis schickt sich nicht. Egal wie ernst dieser Vorschlag auch gemeint war.

Es geht nun um die Kunden

Jetzt geht es aber in eine andere Richtung. Uber hat die Nutzungsdaten von US-Kunden analysiert und auf einer Karte visualisiert. Es ging um One-Night-Stands. Datenexperten des Unternehmens haben sich angesehen, wenn Kunden nachts und morgens zwei Fahrten buchten, bei denen der Abfahrtsort der zweiten in einem Radius von 160 Metern des Absetzpunktes lag. Bezirke, in denen oft One-Night-Stands vermutet wurden, wurden rot eingefärbt. Also statt mit der Konkurrenz und mit Kritikern, legt sich Uber nun auch noch mit den eigenen Nutzern an. Das sollte ein Technologiestart-up aber tunlichst vermeiden. Aktuell wird Uber mit 40 Milliarden $ bewertet und dieses Jahr sei der IPO geplant. Das ist aber alles Schall und Rauch, wenn man die Nutzer verschreckt. Und das kann sehr schnell gehen, wenn Unternehmen mit der Schnüffelei zu weit gehen. Gerade beim höchst persönlichen Lebensbereich findet das kaum einer lustig.   

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