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Skandal bei Uber. One-Night-Stands werden analysiert. c: Uber |
Nach Streitereien mit der Konkurrenz und
Kritikern greift das Unternehmen nun auch die Nutzer an
Alle Achtung. Bei einigen Unternehmen kam es bereits zum
PR-Ausnahmezustand. Kundendaten fließen ab oder werden verkauft. Interne Mails
kommen an die Öffentlichkeit. Oder katastrophale Arbeitsbedingungen werden
aufgedeckt, die großen Konzernen ganz schön zusetzen können. Ganz selten jedoch
gibt es auch die besonderen Unternehmen, die in ihrem Geschäftsalltag kein
Fettnäpfchen auslassen, die keine Chance vergehen lassen, mit Negativ-Schlagzeilen
aufzufallen. Richtig: Die Rede ist wieder einmal vom Fahrdienstvermittler Uber.
Es gibt scheinbar keinen Skandal, den das kalifornische
Unternehmen einmal auslassen würde. Dass sich das Unternehmen mit Taxifahrern
weltweit und vor allem mit den Taxizentralen anlegt, gehört natürlich zum
Geschäftsmodell. Disruptiv nennt man das, wenn ein Technologieunternehmen die
Strukturen ganzer Branchen komplett auf den Kopf stellt. Also dieser Skandal,
mit Gerichtsstreitigkeiten zur Zulassung weltweit, ist programmiert. Zu viele
bestehende Arbeitsplätze scheinen in Gefahr. Und da auch Uber an manch
grotesken Arbeitsbedingungen der Branche nichts verbessert, liegt auch der
zweite Skandal auf der Hand. Den Fahrern bei Uber geht es nämlich bei weitem
nicht so gut, wie die Konzernführung einem gerne glauben machen möchte.
Wenig Lohn
Uber vermittelt ja nur den Gast zu einem Dienstleister. Dass
die Fahrer natürlich nicht selbst die Tarife bestimmen können, ist ja üblich
für die Branche. Wenn nun Uber in den Markt drängt, sind die Preise niedrig.
Die Gewinnspannen für die Fahrer marginal. Die Popularität der Anwendung
verschlimmert dabei das Problem. Denn vom lukrativen Nebenjob verwandelt sich
Uber plötzlich in einen schlecht bezahlten Hauptjob. Diese Probleme sind alle
bekannt – US-amerikanische Medien haben längst ausführlich berichtet.
Auch der PR-Skandal eines hochrangigen Managers hat das
Unternehmen längst hinter sich. Emil Michael ließ sich dazu hinreißen eine Idee
bei einem Essen mit der US-Medienprominenz auszuführen: Wie wäre es,
Journalisten könnten sich doch mal die Kritiker des Dienstes näher ansehen.
Dieser Vorschlag kam nicht gut an. So ein totalitäres Medienverständnis schickt
sich nicht. Egal wie ernst dieser Vorschlag auch gemeint war.
Es geht nun um die Kunden
Jetzt geht es aber in eine andere Richtung. Uber hat die
Nutzungsdaten von US-Kunden analysiert und auf einer Karte visualisiert. Es
ging um One-Night-Stands. Datenexperten des Unternehmens haben sich angesehen,
wenn Kunden nachts und morgens zwei Fahrten buchten, bei denen der Abfahrtsort
der zweiten in einem Radius von 160 Metern des Absetzpunktes lag. Bezirke, in
denen oft One-Night-Stands vermutet wurden, wurden rot eingefärbt. Also statt mit
der Konkurrenz und mit Kritikern, legt sich Uber nun auch noch mit den eigenen
Nutzern an. Das sollte ein Technologiestart-up aber tunlichst vermeiden.
Aktuell wird Uber mit 40 Milliarden $ bewertet und dieses Jahr sei der IPO
geplant. Das ist aber alles Schall und Rauch, wenn man die Nutzer verschreckt. Und
das kann sehr schnell gehen, wenn Unternehmen mit der Schnüffelei zu weit
gehen. Gerade beim höchst persönlichen Lebensbereich findet das kaum einer
lustig.
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