2015-02-03

Die großen IT-Konzerne buhlen um Kleinkunden

Für einige große IT-Konzerne lief es zuletzt etwas holprig. Der Umstieg auf neue Services und Segmente machte Probleme. Um stabil zu wachsen, setzen sie nun verstärkt auf KMU.

WIEN. In ihrem Befund sind sich die Großen der IT-Branche wie der Netzwerkausrüster Cisco oder der Softwarehersteller SAP einig: "Der Mittelstand ist ein wesentlicher Träger der österreichischen Wirtschaftsleistung", sagt Dimension-Data-Österreich-Chefin Margarete Schramböck bei der Präsentation einer neuen Kommunikationswerkzeugs, das in der Branche auch gerne als Kollaborationslösung bezeichnet wird.

Gemeinsam mit Cisco habe das Unternehmen in den vergangenen Monaten hart daran gearbeitet, eine neue Telefon-und Konferenzlösung für kleinere Unternehmen auf den Markt zu bringen. Herausgekommen ist die Plattform Cisco Business Edition 6000 small, die sich speziell an Unternehmen mit bis zu 150 Mitarbeitern richtet. An den Anforderungen habe sich zwar nichts geändert, sagt der zuständige Cisco-Manager Pat Romzek beim Österreich-Start der Plattform. Auch kleinere Unternehmen sind verstärkt international tätig und brauchen wie die großen Konkurrenten eine leistungsfähige Telefonie-Infrastruktur und funktionale Videokonferenzsysteme. Aber hinsichtlich Skalierung und Kosten musste man für kleinere Kunden nachjustieren. "Für die meisten österreichischen Firmen war die Lösung zu groß",so Romzek.

Demokratisierung der IT

In die gleiche Kerbe schlägt SAP-Österreich-Geschäftsführer Klaus Sickinger im Gespräch mit dem WirtschaftsBlatt: Egal ob bei Infrastruktur-oder Sicherheitsthemen, viele kleine Unternehmen konnten sich die ideale Lösung bisher kaum leisten. "Das Cloud-Computing kann man wirklich als Demokratisierung der IT bezeichnen",so Sickinger. Durch das Auslagern teurer Infrastruktur oder Wartung in die sogenannte Cloud, ein Service spezialisierter Anbieter, können Unternehmen nun gezielt Leistungen in der richtigen Größe zukaufen. Verstärkt könne man mit Cloud-Lösungen oder mit maßgeschneiderten Kommunikationswerkzeugen heimischen Unternehmen dabei helfen, international wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt Schramböck.

Lukrativer Markt

Positive Effekte soll die Fokussierung auf die Zielgruppe aber auch für die Anbieter selbst haben. "Ich bin mir sicher, dass wir im Mittelstand in den nächsten Jahren die höchsten Wachstumsraten sehen werden",sagt Sickinger. Allein im zweiten Halbjahr 2014 habe SAP in Österreich an die 70 neue Cloud-Kunden gewinnen können. Die Tendenz ist stark steigend, sagt Sickinger. Die Erwartungen sind somit deutlich besser als die des gesamten Konzerns: Zuletzt musste SAP bei einem geschätzten Jahresumsatz von rund 5,9 Milliarden € die Erwartungen an das Cloud-Segment zurückschrauben. Statt mit 2017 werde SAP erst 2020 rund 35 Prozent des Umsatzes aus dieser Sparte erzielen.

Neu sind Mittelstandskunden für den Softwarekonzern aber nicht, bereits jetzt kommen rund 80 Prozent des Umsatzes aus diesem Kundensegment. Dennoch ist hier noch einiges zu holen. Denn im Gegensatz zum Großkundengeschäft ist der Markt stark segmentiert; sogar als Marktführer komme man bei Unternehmenssoftware in manchen Ländern nur auf einen Marktanteil von fünf Prozent. Potenziale sieht auch Lösungsanbieter Dimension Data-bis zum Vorjahr als NextiraOne auf dem heimischen Markt. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen in Österreich mit 6000 Kunden rund 74 Millionen €,davon kamen rund 50 Prozent aus dem Mittelstand. Dieser Anteil soll weiter steigen, sagt Schramböck: "Der Mittelstand bringt kontinuierliches Wachstum." Für die Planung sei das besser als die Ausreißer aus dem Großkundengeschäft. Das Unternehmensziel ist jedenfalls ambitioniert. Bis 2018 soll der Umsatz international auf rund elf Milliarden € verdoppelt werden, in Österreich rechnet Schramböck mit stark steigenden Verkaufszahlen der neuen Cisco-Kommunikationsplattform. Die größere Variante wurde hierzulande rund 120 Mal verkauft, von der KMU-Version könnten es bis zu 360 Stück werden.


Dieser Artikel erschien im WirtschaftsBlatt,

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