2015-06-05

Schwerpunkt Collaboration: Unternehmen suchen nach sozialen Technologien

Quelle: Cisco

Social Collaboration und soziale Netzwerke in Unternehmen können die Produktivität steigern und Kosten senken. Es klappt aber nur mit einem Kulturwandel und gewillten Mitarbeitern.


WIEN. "Die Kollaboration bricht zusammen", sagt Marcus Veit, COO des Schweizer Beratungsunternehmens Fehr Advice. Und zwar immer. "Da gibt es genügend wissenschaftliche Beweise."
Es ist ein ernüchterndes Ergebnis und stellt viele Unternehmen vor ein Problem. Denn gerade sogenannte Collaboration Tools, wie beispielsweise firmeninterne soziale Netzwerke, sollten das Versagen von anderen Kommunikationsmitteln ausgleichen. E-Mails und Konferenzen gelten im Unternehmensalltag oft nicht nur als Zeitfresser-allein das Abarbeiten der E-Mail-Flut verschlinge pro Mitarbeiter einen Monat Arbeitszeit pro Jahr, heißt es in Studien-sondern eignet sich auch kaum für die Projektarbeit und für den Austausch unstrukturierter Daten.
Marcus Veit: "Kollaboration bricht zusammen"

Lukrativer Markt


In diese Lücke sind zuletzt neue Werkzeuge geschlüpft: Neben kleineren Anbietern wie Basecamp, Asana oder Trello sind längst auch die großen IT-Konzerne in den Markt eingestiegen. Die Plattformen haben sich dabei zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. "Die Lösungen sind absolut verbreitet",sagt beispielsweise Achim Kaspar, Österreich-Chef des IT-Konzerns Cisco. So seien Videokonferenzsysteme im dritten Quartal des laufenden Cisco-Geschäftsjahres um 24 Prozent gewachsen. Die Umsätze mit Collaboration stiegen um 14 Prozent.

Andere Anbieter wie Microsoft oder SAP sind ebenfalls zufrieden. Microsoft hat vor drei Jahren um 1,2 Milliarden US-$das soziale Netzwerk Yammer übernommen. Nun erwarte man sich auch in Österreich-als Teil von Office 365-ein dreistelliges Wachstum von Yammer, sagt Alexandra Moser, Leiterin des Geschäftsbereichs Office. Das Interesse sei auch in Österreich merkbar gestiegen.

Große Nachfrage


Quelle: SAP
Paul Breitenfelder, Solution Advisor Human Capital Management bei SAP Österreich, sagt: "Das soziale Netzwerk ist in Unternehmen angekommen, auch wenn es nicht kommuniziert wird." Große Nachfrage gebe es aus jeglichen Branchen-umgesetzte Projekte sind allerdings noch selten. Einzelne Unternehmen wollten bald den Betrieb aufnehmen, sagt Breitenfelder. Geht alles gut, bringt eine Kooperationslösung einige Vorteile, ist man sich in der Branche einig. "Social Tools könnten die Produktivität der Büromitarbeiter um 25 Prozent verbessern",sagt Moser. Die Vorteile ließen sich aber schwer verallgemeinern, so Kaspar. Bei Cisco habe man durch die Einführung von Kollaborationslösungen und Telepräsenzeinheiten die Reisekosten um 40 Prozent gesenkt.

Über positive Erfahrungen berichtet auch David Bachmann, Gruppenleiter bei der Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer. "Bei 115 Büros ist die Informationsweitergabe ein Problem." Vor zwei Jahren habe man den Pilotbetrieb gestartet, heute seien dank sozialem Netzwerk die Prozesse effizienter und Doppelgleisigkeiten konnten abgestellt werden, erzählt Bachmann.

Bernd Bugeling: "Mitarbeiter wollen Facebook-ähnlich kommunizieren"
Nicht zuletzt sind soziale Unternehmensnetzwerke ein Thema der Personalführung, sagt Bernd Bugeling, Head of Custom Solutions Vice President beim IT-Berater Capgemini. Nachdem Mitarbeiter in Unternehmen ihre eigenen Geräte verwenden wollten, gibt es einen weiteren Trend: "Wenn Mitarbeiter in ein Unternehmen einsteigen, wollen sie Facebook-ähnlich kommunizieren", sagt Bugeling: "Das belegen Studien." Von den Unternehmen verlangt dies einen Kulturwandel.


Verhalten ändern


Mit sozialen Netzwerken können hierarchische Ebenen verschwinden und Infos zielgerichteter ausgetauscht werden. Vorausgesetzt, die Mitarbeiter wollen auch kooperieren. Und das sei das Problem, sagt der Berater Veit. Daran würden viele Projekte zerbrechen. Kooperation ist also kein technisches Problem, sondern eine Frage des Verhaltens. "Richtige Kollaboration bekommen Sie nur, wenn Sie dezentrale Feedback-Verfahren einbauen", sagt Veit. Nur wenn sich Kollegen gegenseitig anspornten, entstehe ein Druck, der das Netzwerk am Leben erhalte. Davon seien Unternehmen oft noch weit entfernt.

Der Artikel erschien in der e-Business-Beilage des WirtschaftsBlatt

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