
- Der britische Softwarekonzern Sage krempelt sein Geschäft komplett um: Neue Produkte, ein neues Geschäftsmodell und Kunden in den USA sollen langfristig Wachstum bringen.
- Sage möchte künftig nur noch Abos verkaufen. Das bringe langfristiges Wachstum.
- Statt der lokal programmierten Lösungen, werden globale Programme beworben. Das spart Ressourcen.
CHICAGO. "Hi, ich bin Pegg, und ich kann helfen, deine Ausgaben festzuhalten", lautet der erste Satz in der Facebook-Konversation mit Pegg übersetzt. Wer mit Pegg schreibt, landet nicht bei einem Menschen, sondern beim ersten Chatbot-Buchhalter, programmiert vom britischen Softwarekonzern Sage.
Eingaben werden automatisch ins Buchhaltungssystem übernommen, Bilder können angefügt und alle Inhalte als Liste wieder exportiert werden. Sogar, wenn man kein Kunde ist. Eine eigene Anmeldung ist nicht notwendig.
Besonders ist aber nicht nur die Automatisierung, sondern vor allem, dass die Buchhaltung plötzlich einen enormen Schritt ins Leben der Nutzer macht. Anstatt ein eigenes Programm oder eine App zu öffnen, kann man die Spesenverrechnung wie eine Konversation mit einem Freund direkt im Messager-Dienst am Smartphone durchführen.
Technisch war das nicht kompliziert, sagt Kriti Sharma im Gespräch mit dem WirtschaftsBlatt. Sie ist Global Director für Mobile Product Management und arbeitet erst seit vier Monaten am Chatbot. Obwohl es sich hierbei nur um eine kleine Anwendung handelt, so zeigt sich mit Pegg doch auch die Transformation des Unternehmens.
Segment wächst gut

Das zeigt auch bereits die Richtung, denn Sage ist gerade dabei, sein Geschäftsmodell komplett zu ändern. Anstatt Software einmal zu verkaufen, werden künftig nur noch Abos verkauft. Das kostet zwar anfänglich Profit: Dieser ist im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres um 15 Prozent auf 180 Millionen € gesunken. Langfristig will das Unternehmen so aber kontinuierlich wachsen und die Kunden stärker an das Unternehmen binden. "Es gibt nur wachsende oder sterbende Unternehmen", sagt CEO Stephen Kelly in seiner Keynote beim weltweit größten KMU-Treffen in Chicago.
Neue Partnerschaften

Für stabiles Wachstum brauchen die Briten aber auch neue Kunden. Und hier vor allem am US-amerikanischen Markt: Sage hat dazu etwa 15.000 Partner, bestehende und angehende Kunden, zum Gipfel nach Chicago geladen. Weiters aber auch die Kooperation mit IT-Unternehmen verstärkt. Wolle man neue Kunden erreichen, muss man auch auf bekannten Plattformen vertreten sein, sagt Rainer Downar, Sage-Chef für Zentraleuropa, im Interview und verweist auf Partnerschaften mit dem Cloudanbieter Salesforce, aber auch auf Microsoft und Apple. Nicht zuletzt kooperiert Sage noch mit dem Messanger-Dienst Slack-so etwas wie Whatsapp für Unternehmen. Hier spielt Pegg seine Stärke aus und soll jüngere Kunden und Start-ups ansprechen.
Und wären das nicht schon genug Veränderungen, so forciert Sage auch neue Produkte: Anstelle der lokal programmierten Software sollen globale Produkte wie Sage One, Live oder X3 beworben werden. "Neukunden wollen in die Cloud und brauchen mobilen Zugriff",sagt Downar. Dies sei nur mit einer globalen Entwicklung möglich. Zum Umstieg gezwungen werde aber niemand. Ganz automatisch werde sich der Weg in die Cloud ergeben. "Die neuen Produkte werden einen gewissen Sog und Bedarf schaffen",sagt Downar.
Um die Produkte schließlich auf den Markt zu bringen, wurde das Partnerprogramm überarbeitet. Fremdsoftware kann künftig ebenso über einen Sage-Marktplatz verkauft werden. Damit soll auch der Vertrieb am Wachstum mitnaschen.
Dieser Artikel erschien zuerst im WirtschaftsBlatt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen